FAANG-Aktien: Warum Netzwerkeffekte keine Garantie für weiteren Erfolg sind


Auf einen Blick

  • Der Netzwerkeffekt beschreibt, wie der Nutzwert eines Produkts mit der Anzahl seiner Nutzer steigt. Auch außerhalb der Technologiebranche ist dieser Effekt schon lange bekannt.

  • Netzwerkeffekte führen nicht zwangsläufig zu Monopolstellungen.

  • Viele Tech-Unternehmen schaffen zweiseitige Märkte mit direkten und indirekten Netzwerkeffekten. Anhand der Struktur dieser Märkte können wir die Wettbewerbsstrategien von Unternehmen verstehen, die von Netzwerkeffekten profitieren.


Viele Beobachter führen den Erfolg von Facebook, Amazon, Apple, Netflix und der Google-Muttergesellschaft Alphabet (FAANG-Aktien), sowie anderer großer Technologieunternehmen, auf Netzwerkeffekte zurück, die ihnen einen erheblichen Vorteil gegenüber Konkurrenten verschaffen und eine monopolähnliche Stellung verleihen. In diesem Artikel erläutern wir, wie Netzwerkeffekte funktionieren – und ob sie Unternehmen tatsächlich zu einer dominanten Marktposition verhelfen.

Netzwerkeffekte sind seit Langem bekannt und in vielen Bereichen der Wirtschaft zu beobachten. Direkte Netzwerkeffekte treten auf, wenn sich der Wert/Nutzen eines Produkts oder einer Dienstleistung mit der Zahl der direkten Nutzer dieses Produkts bzw. der Dienstleistung verändert. Ein gutes Beispiel sind Telefone: Je mehr Menschen eines besitzen, desto mehr Menschen kann ich per Telefon erreichen.

Indirekte Netzwerkeffekte entstehen dagegen, wenn eine Veränderung im Nutzerverhalten die Produktion bzw. den Wert komplementärer Güter oder Dienstleistungen beeinflusst. Auch dieser Effekt lässt sich anhand des Telefons beschreiben: Je mehr Menschen eines besitzen, desto wertvoller werden Werbeanzeigen in den Gelben Seiten.

Netzwerkeffekte verhelfen Unternehmen nicht zwangsläufig zu einer Monopolstellung und verhindern auch nicht, dass bessere, billigere oder innovativere Produkte mit den Produkten der Unternehmen konkurrieren, die von diesen Effekten profitieren. Oft ersetzen neue Produkte die alten sogar, wie nicht zuletzt ein Blick auf die FAANG-Aktien zeigt.

Vor dem Aufstieg von Amazon war eBay das führende E-Commerce-Unternehmen der USA. Heute konkurriert Amazon mit eBay, Walmart und anderen Unternehmen, die später entstanden sind. Außerhalb der USA sind mit Alibaba und anderen Online-Händlern ebenfalls bedeutende Konkurrenten entstanden.

Bevor Facebook das wichtigste soziale Netzwerk wurde, gab es MySpace. Heute steht Facebook mit sozialen Netzwerken wie TikTok, Twitter, Clubhouse und anderen Unternehmen im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Verbraucher.

Google hat AltaVista als wichtigste Suchmaschine abgelöst. Heute mag die Marktposition von Google bei allgemeinen Suchanfragen erdrückend sein, doch wenn es um die Produktsuche geht, aus der der größte Teil der Werbeeinnahmen von Google stammt1, sind Amazon und andere E-Commerce-Unternehmen mit im Rennen.

Außerdem ist Dominanz in einem Markt keine Garantie für Dominanz (oder auch nur Erfolg) in anderen Märkten. Google+, das soziale Netzwerk des Unternehmens, wurde 2019 wegen geringem Nutzer-Engagement geschlossen. Auch Facebook konnte seine marktführende Position als soziales Netzwerk nicht in eine vergleichbare Position im Online-Handel umwandeln. Und der Streaming-Dienst von Amazon, Amazon Prime Video, steht in scharfem Wettbewerb mit Netflix, Disney+, Apple TV und anderen Streaming-Diensten.


Ein Markt, zwei Seiten

Netzwerkeffekte, insbesondere indirekte,treten in der Regel in sogenannten zweiseitigen Märkten oder Plattformen auf.2 Formell werden diese Plattformen erst seit den frühen Nullerjahren untersucht, dabei gibt es auch diese schon lange. Wer die Merkmale zweiseitiger Plattformen versteht, kann auch Fragen zu FAANG-Unternehmen und ihren Wettbewerbsstrategien besser nachvollziehen.

Zweiseitige Märkte bringen verschiedene Kundengruppen zusammen, die über einen Vermittler oder eine Plattform miteinander in Kontakt treten können. Die Entscheidungen der einen Gruppe beeinflussen dabei die der anderen, in der Regel durch externe Effekte, die sich aus der Nutzung oder einer Mitgliedschaft ergeben. Für die eine Seite des Marktes mag die Nutzung wichtiger sein, während es der anderen eher um die Mitgliedschaft bei der Plattform geht.

Eine Online-Plattform für Restaurant-Reservierungen verdeutlicht das Prinzip, denn sie verbindet zwei verschiedene Gruppen miteinander: Restaurants und Gäste. Die Restaurants sind an der Nutzung der Plattform interessiert – je mehr Gäste die Plattform nutzen, desto lukrativer ist es für Restaurants, Tische über die Plattform anzubieten. Die Gäste wiederum interessieren sich vor allem für die Zahl der Mitglieder – je mehr Restaurants sie auf der Plattform finden, desto eher sind sie geneigt, diese auch zu nutzen. So bringt die Plattform Restaurants und Gäste zusammen. Beide könnten die Plattform umgehen, die Kosten sind jedoch in der Regel so hoch, dass keine der beiden Gruppen ein Interesse daran hat. Die Zusammenführung von Restaurants und Gästen bildet die Geschäftsgrundlage der Plattform.

Zweiseitige Plattformen haben oft sehr unterschiedliche Preisstrukturen für ihre zwei Kundengruppen. Die preissensitivere Gruppe kann die Plattform in vielen Fällen umsonst nutzen oder erhält sogar noch eine Prämie, zumindest jedoch den günstigeren Preis.

In der Kreditkartenbranche zum Beispiel sind dies die Verbraucher, die stärker auf den Preis achten als die Händler. Der Grund: Verbraucher können sich in den meisten Fällen aussuchen, wie sie zahlen möchten, Händler dagegen müssen sich im Voraus für eine Mitgliedschaft in einem Netzwerk entscheiden. Daher zahlen Verbraucher in der Regel auch weniger (niedrigere Jahresgebühren) oder sogar gar nichts für ihre Mitgliedschaft, Händler dagegen sehr viel (Transaktions- und Mitgliedsgebühren). Und Nutzer einer Bonuskarte, die keinerlei Gebühren zahlen müssen, werden tatsächlich für ihre Mitgliedschaft in dem Netzwerk bezahlt.

Genauso zahlen Nutzer von Suchmaschinen oder sozialen Netzwerken in der Regel nichts (und laden auch noch persönliche Bilder hoch!), während Werbetreibende für einen Großteil der Plattform-Einnahmen sorgen.

Daher sind weder niedrige noch hohe Preise Beweis für eine Monopolstellung. In einem zweiseitigen Markt kann die Preisgestaltung unterhalb (oder oberhalb) der Grenzkosten für eine Seite des Marktes die optimale Strategie für möglichst hohe Erträge darstellen.

Netzwerkeffekte und zweiseitige Plattformen sind also weder neu noch ein Privileg der Tech-Unternehmen. Zwar mögen sie zum Erfolg der FAANG-Aktien beigetragen haben, vollständig erklären können sie diesen aus unserer Sicht jedoch nicht.

Und sofern Netzwerkeffekte ein natürliches Monopol begünstigen, haben Innovationen und freier Marktzugang die Preise doch immer wieder gedrückt, die Produktauswahl vergrößert und natürliche Monopole aufgebrochen. Man denke nur an die Eisenbahnen im frühen 20. Jahrhundert und die Konkurrenz durch neue Technologien in Form von Lastwagen, Autos und Flugzeugen. Solange Märkte für neue Wettbewerber und Innovationen offen sind, dürfte sich daran nichts ändern. Dies gilt besonders heute, zumal eine Umstellung teils nicht mehr den Aufbau einer großen physischen Infrastruktur erfordert.

Außerdem gehören die meisten FAANG-Aktien nach den riesigen Kursgewinnen der vergangenen zehn Jahre inzwischen zu den größten Aktien am US-Aktienmarkt.3 Können wir davon ausgehen, dass sich diese außergewöhnliche Wertentwicklung fortsetzt? Natürlich können Google, Facebook und andere unsere Erwartungen übertreffen und in den nächsten Jahren hohe Renditen erzielen. Das würde uns jedoch auf Erwartungsbasis überraschen und entspräche nicht dem langfristigen Muster von Mega-Cap-Aktien. In einer entsprechenden Studie hat Dimensional vor Kurzem die Wertentwicklung der zehn größten Aktien zwischen 1927 und 2019 untersucht. Das Ergebnis: Steigt eine US-Aktie in die Top 10 auf, kann sie in den Markt in den folgenden drei Jahren kaum noch übertreffen, über fünf und zehn Jahre bleibt sie in der Regel sogar hinter dem Markt zurück.4 Weil es außerdem fast unmöglich ist, ständig die wenigen Gewinner herauszupicken, denken wir, dass eine diversifizierte und systematische Strategie, die beständig in Aktien mit höheren erwarteten Renditen investiert Anlegern die beste Chance auf Anlageerfolg bietet.



Footnotes

  1. 1Für weitere Informationen, siehe u. a. Alphabet's 2019 annual report.

  2. 2Jean-Charles Rochet und Jean Tirole, „Platform Competition in Two-Sided Markets,“ Journal of the European Economic Association 1, no. 4 (Juni 2003): 990–1029.

  3. 3Per 31. Dezember 2020 waren die fünf größten Unternehmen im Russell 3000 Index nach Marktkapitalisierung Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet und Facebook. Netflix war das 23-größte Unternehmen im Index. Die Frank Russell Company ist Quelle und Eigentümer der Marken, Dienstleistungsmarken und Urheberrechte der Russell-Indizes.

  4. 4Elefantenrennen: Große Unternehmen dominieren den Markt. Daran ist nichts Neues.,” Insights blog, Dimensional Fund Advisors (Juni 2020).

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HINWEIS FÜR ANLEGER IN DER SCHWEIZ: Dies ist Werbematerial.

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